Schon gewusst? In ganz Deutschland gibt es keinen anderen Ort, an dem so exakt Temperaturen gemessen und kalibriert werden wie im Fuldaer Münsterfeld –ausgenommen ist lediglich die übergeordnete Bundesbehörde … Das bedeutet konkret: Für nahezu jedes handelsübliche Markengerät – sei es nun das Fieberthermometer, die Waschmaschine, der Backofen, die Temperaturanzeige im Bordcomputer eines Flugzeuges oder im Display eines Autos – gibt es eine Verbindung nach Fulda, genauer gesagt zur Klasmeier Kalibrier- und Messtechnik GmbH. Denn es muss zunächst zweifelsfrei sichergestellt werden, dass die im Gerät gemessene beziehungsweise angezeigte Temperatur auch der tatsächlichen Temperatur nach der nationalen und internationalen Norm entspricht.
Messungen mit chemischen Elementen wie Zink, Aluminium oder Gallium
Wer das helle und geräumige Labor der Klasmeier in der Flemingstraße 12-14 betritt, nimmt als erstes die angenehm kühle Luft wahr: Hier wird die Raumtemperatur bei konstanten 21°C gehalten, um für eine optimale Funktion der hochmodernen Kalibriereinrichtungen zu sorgen. Die zahlreichen Kalibratoren sind ganz unterschiedlich konzipiert und bieten für jeden Kalibrierauftrag die richtige Lösung: Es gibt Blockkalibratoren, Kalibrierbäder oder Kalibrieröfen – und gemessen wird mit ganz verschiedenen chemischen Elementen, von hochreinem Wasser über Silber, Quecksilber, Zink oder Zinn bis hin zu weniger bekannten Elementen wie Argon, Gallium oder Indium.
Hauseigene Manufaktur für eXacal Präzisionsthermometer
Gleich gegenüber dem Labor befindet sich die hauseigene Manufaktur, in der eXacal Präzisionsthermometer in sorgfältiger Handarbeit hergestellt werden. „Irgendwann sind wir an den Punkt gekommen, dass wir auf dem Markt keine ausreichend genauen und kundenspezifischen Referenzthermometer mehr für unsere Messungen finden konnten. Also haben wir 2015 nach vierjähriger Entwicklungsarbeit begonnen, selbst Thermometer herzustellen, die für präzise Temperaturmessungen oder als Labor-Normal in einem Temperaturbereich von -200°C bis 1200°C verwendet werden können“, erklärt Geschäftsführer Thomas Klasmeier.
Breiter Kundenstamm aus Industrie und Forschung
Der Diplom-Ingenieur, der mit seinem Unternehmen bereits seit der ersten Stunde Mitglied der IG Münsterfeld ist und sich darin stark machte für einen Ausbau der Infrastruktur vor Ort, ist 2004 nach seinem Studium in die Geschäftsführung eingestiegen und hat das Unternehmen vor fünf Jahren von seinem Vater Peter Klasmeier als Nachfolger übernommen. Seitdem hat Thomas Klasmeier das Portfolio kontinuierlich erweitert: Neben dem Vertrieb inklusive Wartung und Service von Kalibriergeräten gehören heute auch der Kalibrierdienst – also die Nutzung der Kalibratoren im eigenen Labor nach Kundenauftrag – sowie die Herstellung von Präzisions-Thermometern und Schulungsseminare zum Angebot des Familienbetriebes. Zu den Kunden zählen neben Industriebetrieben aus den Bereichen Automotive, Luftfahrt oder Elektronik auch Forschungsinstitute oder Hochschulen, die allesamt gerne auf die exakt arbeitenden Experten aus Fulda setzen.
Unternehmensgründung im Jahr 1986 durch Peter Klasmeier
„Anfangen hat alles 1986, als sich mein Vater als Ingenieur selbstständig gemacht und maßgeschneiderte Kalibrierungstechnologien für Unternehmen entwickelt und ausgeführt hat. Zuvor war er für die Entwicklung von Thermometern zuständig gewesen und hatte sich mit der Frage beschäftigt, wie präzise Thermometer eigentlich funktionieren“, blickt Thomas Klasmeier auf die Geburtsstunde des Unternehmens zurück. Damals gab es den Begriff Kalibrieren noch gar nicht: „Die Überprüfung, ob die Thermometer-Angaben auch wirklich der Norm entsprechen, haben seinerzeit sogenannte staatliche Eichämter vorgenommen, die es heute in der Form gar nicht mehr gibt.“ Seither ist Klasmeier immer weiter gewachsen – und damit auch die Mitarbeiterzahl von anfänglich einer einzelnen Bürokraft zu einem 15-köpfigenTeam.
Akkreditiertes und herstellerunabhängiges Labor
„Bei den Temperaturkalibrierungen sind wir längst bundesweit führend, das kann niemand so gut wie wir“, sagt der Diplom-Ingenieur nicht ohne Stolz. Doch was ist eigentlich eine Kalibrierung? „Vereinfacht gesagt, prüfen wir in einer Kalibrierung das betreffende Thermometer, oder besser gesagt den Prototypen des Herstellers, auf seine Genauigkeit, zum Beispiel mit einem höherwertigen, um bis zu viermal genaueren Referenzthermometer.“ Dafür gibt es dann vom Klasmeier-Labor einen DAkkS-Kalibrierschein. „In unserem akkreditierten und herstellerunabhängigen Labor kalibrieren wir Temperatur-Normale mit den kleinsten Messunsicherheiten im DAkkS – das steht für Deutsche Akkreditierungsstelle. Wir durchlaufen dafür quasi permanent ein teures und aufwändiges Akkreditierungsverfahren, das anderthalb bis zwei Jahre gilt und alle 18 Monate erneuert werden muss. Neben dieser nationalen Akkreditierung verfügen wir außerdem über die weltweit anerkannte Akkreditierung der ILAC MRA, einer internationalen Vereinigung von Akkreditierungsstellen“, ergänzt der Diplom-Ingenieur.
Vergleichs- und Fixpunktkalibrierungen mit höchster Präzision
„Wir nehmen entweder eine Vergleichskalibrierung im Temperaturbereich von -80°C bis 1200°C mit hochgenauen Referenzthermometern vor oder eine Fixpunktkalibrierung mit Hilfe von hochstabilen Normal-Widerstandsthermometern in einem Temperaturbereich von -189°C bis 961°C“, gibt Thomas Klasmeier einen Einblick in die Geheimnisse der Thermodynamik. Fixpunktkalibrierung? „Temperaturfixpunkte sind feste, unveränderliche Temperaturen, auf denen die Temperaturskala beruht. Bei der Celsius-Skala sind das zum Beispiel 0°C und 100°C, also die Temperaturen, bei denen Wasser vom festen in den flüssigen beziehungsweise vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht“, sagt Thomas Klasmeier. Solche Fixpunkte gibt es aber auch für andere chemische Elemente, zum Beispiel für Aluminium, dessen Schmelzpunkt bei exakt 660,323°C liegt.
Erster Anbieter in Deutschland für Temperatur-Seminare
„Und wer es noch ein bisschen technischer mag: Neben den Temperaturmessungen mit den zwei Fixpunkten Schmelz- und Erstarrungspunkt gibt es auch noch so genannte Tripelpunkte, wenn also gleich drei verschiedene Aggregatzustände zur gleichen Zeit erreicht werden. Solche Messungen sind dann eben etwas genauer, natürlich auch deutlich aufwendiger und kostenintensiver. Wenn wir mit hochreinem Wasser eine Messung mittels Tripelpunkt vornehmen, muss entsprechend noch eine weitere Komponente hinzukommen – der Druck, denn in unserer normalen Atmosphäre gibt es bei Wasser nicht den gleichzeitigen Zustand von flüssig, gasförmig und fest. Dies gelingt nur bei 0,01°C und exakt 6 Millibar“, erklärt der Diplom-Ingenieur, der übrigens selbst einen Großteil der Schulungen im Klasmeier-Seminarraum vornimmt. „Das Wissen, das wir hier vermitteln, ist so hochspezifisch, dass es in der Regel nicht Teil eines Ingenieur-Studiums ist. Entsprechend kommen die Teilnehmer nicht nur aus der Industrie, sondern zu einem Großteil aus der Forschung, zum Beispiel von Hochschulen.“ Bereits seit 1994 veranstaltet Klasmeier als erster Anbieter Deutschlands Seminare in Fulda – inzwischen konnten rund 1500 Teilnehmer ihr Zertifikat in Empfang nehmen.
Bekenntnis zum Standort Fulda
Keine Frage: Mit ihrem breiten Angebot an präzisester Mess- und Kalibrationstechnik und der langjährigen Erfahrung hat sich Klasmeier längst einen Namen in der Branche gemacht. Und wie sehen die Pläne für die Zukunft aus – sowohl unternehmerisch, als auch in puncto IG Münsterfeld? „Ganz aktuell haben wir eine neue Akkreditierung erhalten, die uns ein weiteres Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Branche verschafft. Wir sind gut aufgestellt für die kommenden Jahre“, sagt Thomas Klasmeier und ergänzt: „Am Standort hier im Münsterfeld halten wir fest, haben gerade unser Firmengebäude umgebaut und modernisiert. Die Lage ist einfach ideal für uns: mitten in Deutschland und mit einer inzwischen einwandfreien Verkehrsanbindung, ausreichend Parkplätzen und schnellem Internet. Wir sind hier verwurzelt und werden auch der IG Münsterfeld als Mitglied treu bleiben, obwohl wir das Netzwerk gar nicht im klassischen Sinn – also für eine Neukundenakquise – für uns nutzen können. Dafür ist die Nische, in der wir arbeiten, einfach zu speziell.“
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