In 2000 war die damals 22-Jährige in den elterlichen Betrieb „Gerbig Transport GmbH“ eingestiegen, um ihren Vater im Büro zu unterstützen. Schon vorher gab es immer Mal Überlegungen, ob sie irgendwann im Familienbetrieb arbeitet. Doch dann ging alles schneller als erwartet. Ihr Vater hatte einen schweren Arbeitsunfall, lag im Koma und verstarb. „Ich war noch sehr jung und unerfahren“, berichtet Gerbig-Wuttig, die sich danach in der Männerdomäne erst einmal durchsetzen musste. Schließlich hat vorher ihr Vater die Mitarbeiter angelernt und war selbst auch oft selbst mit dem Lkw auf Tour. „Lkw fahren habe ich mir nicht angeeignet“, erzählt die 37-Jährige, die den Betrieb mittlerweile komplett beherrscht. Da ein Großteil der überwiegend männlichen Mitarbeiter bereits seit gut 30 Jahren bei dem Transport-Unternehmen arbeitet, musste sie erst einmal mit ihren Kompetenzen überzeugen. „Das war schon schwierig, aber wir haben es gut in Gemeinschaft hinbekommen“, sagt Gerbig-Wuttig, die anfügt: „Ich konnte und kann mich echt auf meine Truppe verlassen.“ Ein großes Anliegen war es für sie auch mit den Kunden sofort in Kontakt zu treten, um einen reibungslosen Ablauf im Unternehmen zu gewährleisten. „Ich finde Offenheit ist immer wichtig. Wir sind eine große Familie untereinander“, berichtet sie. Ihren Job macht die 37-Järhrige wirklich gerne, schließlich sei sie in der Bürowelt großgeworden.
„Mein Vater war mein Ein und Alles“, verrät Gerbig-Wuttig. Daher ist es auch eine Ehre für sie das Unternehmen weiter zu leiten. Doch die Selbstständigkeit verlangt der Familienfrau auch einiges ab. „Ich möchte gerne morgens die Erste und abends die Letzte sein“, erzählt Gerbig-Wuttig, die ein Vorbild für ihre Mitarbeiter sein möchte: „Das muss man mit der Familie vereinbaren können.“ Besonders ihr Mann, der sich beruflich zurückgenommen hat, helfe ihr viel. „Er hat auch Elternzeit gemacht“, erzählt die 37-Jährige stolz. So hilft er fleißig im Haushalt und kocht auch oft. „Wenn ich mal Freizeit habe, nutze ich sie mit meiner Kleinen“, so die Mutter einer fünfjährigen Tochter. Urlaub kommt für die junge Frau höchstens zweimal im Jahr in Frage, doch dann fährt sie am liebsten auch weg, um richtig abzuschalten. Bevor Gerbig-Wuttig Geschäftsführerin wurde, hat sie nach der Realschule die Fachoberschule im Bereich Wirtschaft und Verwaltung besucht. Nachdem sie ihre Lehre als Industriekauffrau absolviert hatte, legte sie die IHK-Prüfung zur Güterkraftverkehrsunternehmerin ab. Diese benötigte sie, um vom Regierungspräsidium die Lizenz zur Durchführung ihrer Tätigkeiten zu bekommen. Jungen Frauen, die vielleicht vor einer ähnlichen Situation stehen, rät sie: „Man muss stark sein und stark bleiben.“ Vor allem sollten sie motiviert an die Sache rangehen. „Man muss immer ein Ziel vor Augen haben“, weiß Gerbig-Wuttig.
10 Fragen an Nicole Gerbig-Wuttig:
1. Herzhaft oder süß?
Süß, ich löffle gerne Nutella.
2. Rock oder Hose?
Hose, weil es bequemer ist.
3. Berge oder Strand?
Strand. Wärme, Sonne, im Liegestuhl liegen und nichts machen.
4. Zopf oder Haare offen?
Wenn es mal wieder Zeit wird zum Friseur zu gehen, trage ich Zopf. Ansonsten lieber offen.
5. High Heels oder Sneakers?
Sneakers, die sind bequemer.
6. Automatik oder Handschaltung?
Ich habe Handschaltung.
7. Bier oder Sekt?
Bier. Ein Sommer-Radler schmeckt lecker.
8. Couch oder Party?
Couch.
9. Schmusebär oder Macho?
Schmusebär.
10. Tattoo oder nicht?
Wenn ich nicht so viel Angst vor dem Stechen hätte, dann hätte ich schon eins.